Semantic Web

Gedanken über Zukunft unseres Informationszeitalters

„Alle paar hundert Jahre ereignet sich in westlichen Gesellschaften eine fundamentale Transformation. Innerhalb einiger weniger kurzer Dekaden, re-arrangiert sich die Gesellschaft. Ihre Weltsicht (Paradigmen), ihre Werte, ihre sozialen und politischen Strukturen, ihre Künste, ihre Schlüsselinstitutionen. – Fünfzig Jahre später leben die Menschen in einer neuen Welt!“ 

Peter Drucker: Post Capitalist Society

2030 werden Milliarden von Endgeräte mit neuronalen Interfaces die Kommunikation noch vielfältiger, bunter und effizienter werden lassen. Informationen werden transparent vernetzt und allgemein zugänglich sein. Diskussionen über Datenschutz werden geradezu absurd anmuten. Vom Blutzuckerwert, über Stresshormone bis zu unseren Gedanken und Gefühlen werden Informationen transparent in die Welt geschickt, entgegen genommen und mit Resonanzen versehen. Zu diesem Zeitpunkt reden wir vom intelligenten Web; zwischen durch fliegen wir noch durch das Semantische Web, in dessen Anfängen wir uns gerade befinden. So sagen es manche Zukunftsforscher und die Realität scheint es hier doch gut mit ihnen zu meinen.

Heute im Jahr 2010 hat die Transformation auch für die Kommunikation in den Unternehmen und Medienhäusern die ersten schmerzhaften Schritte genommen. Sieht man sich unter diesen Vorzeichen unsere heutige Kommunikationssoftware an, so erschrickt man unwillkürlich ob der groben Einfachheit: Redaktionssysteme, Media-Asset-Management-Systeme, Blattplanungen, Bilddatenbanken, Web-Contentmanagement, W2P-Lösungen, Produktionssysteme, Zeitungssysteme, Zeitschriftensysteme, Katalog- und PIM-Systeme, Workflowsysteme, Archive - wie auch immer sie alle heißen - können die Bedürfnisse der Kommunikationswelt einzeln oder durch Schnittstellen untereinander verbunden heute nicht mehr erfüllen. Noch im Zeitalter des Web 2.0, dem Social Web ist die Anforderung an Softwaresysteme nicht nur einzelne Prozesse zu bewältigen und zu publizieren, sondern vor allem die Kommunikation für Menschen einfach zu machen.

Ob Webausgabe oder ein Printprodukt, ob Blog oder Newspaper, Seitenplanung oder Archiv, Workflow- oder Asset Management - in modernen Publikationsprozessen treffen sehr viele unterschiedliche Informationsströme aufeinander, vernetzen sich, beeinflussen einander, organisieren sich in dynamischen Systemen selbst, ähnlich dem Vorbild der Natur. Starre Hierarchien aus der Zeit eindimensionaler Abläufe der klassischen Printproduktion, bei der eine Einbahnstraße Schreibmaschine und Druckerpresse verband, sind der neuen Vielfalt nicht mehr gewachsen. Gefragt sind stattdessen Flexibilität und vernetztes Denken, Multitasking und ein souveräner Überblick bei der Organisation komplexer Prozesse.

Und dabei wächst die Informationsmenge, die wir zu bewältigen haben, täglich in rasantem Tempo weiter. Ein Bürger im 17. Jahrhundert erhielt während seines ganzen Lebens so viel Informationen wie heute in der Samstags-Ausgabe der FAZ zu finden ist. Vom Jahre 0 bis 1000 verdoppelte sich die Informationsmenge. Heute tut sie dies alle 2-4 Jahre!

Auch die Vernetzung nimmt ständig weiter zu. Ob wir in Zukunft überhaupt noch Print, Web, mobile Ausgabegeräte wie Handys, E-Books, Tablets oder Folien brauchen? Vielleicht ist es in Zukunft einfacher unser Wissen, unsere Gedanken und Gefühle bewusst wahrnehmbar direkt miteinander kommunizieren?

Noch sind wir nicht so weit. Heute, im Jahr 2010 können zentrale Informationshubs massiv Zeit und Kosten sparen. Sie vermeiden etwa die zeitraubende Suche nach der richtigen Datei oder steigern die Effizienz selbst so vielschichtiger Prozesse wie der Herstellung mehrsprachiger Verkaufsliteratur. Egal ob einer eine Zeitung, eine Zeitschrift oder internationale Prospekte in zig Sprachen produzieren will, ob er vorhat Anzeigen, Kataloge, Intranets, dynamische Websites, personalisierte Newsletter oder etwa eShops zu erstellen: Das alles wird künftig ein zentrales, dezentrales System in einem transparenten Netzwerk fertigen, organisieren und für andere nutzbar machen, denen fein differenzierte Rollen zugewiesen sind. Kommunikationssoftware einer neuen Generation macht das alles möglich und unterstützt uns universell dabei, den wichtigsten Rohstoffs unserer Zeit zu verarbeiten: die Information. 

Und noch etwas wird sich ändern. Die Art und Weise wie wir zusammen arbeiten. Kollaboration heißt das Zauberwort. Es beschreibt nicht nur die Möglichkeit in einem Unternehmen zusammenzuarbeiten. Es benennt die Zukunft unserer Gesellschaftssysteme. Die alleinige Fokussierung auf das Motto "Der Stärkere wird überleben" ist längst als Fehlinterpretation der Darwinschen Evolutionstheorie erkannt. Zu Darwins späten Einsichten gehört die Erkenntnis, dass Liebe und Mitgefühl zu den Motivatoren des Menschseins gehören. Selbst seine Schüler wollten das nicht mehr hören. Doch in diesem Sinne entwickelt sich unsere Gesellschaft gerade in neue Dimensionen des Bewusstseins oder wie manche sagen „In das weibliche Jahrhundert“.